Sicher zur ersten Stunde – und alle machen mit!
Elterntaxis, Kinder auf Fahrrädern, Tretroller, zu Fuß gehende Personen – vor deutschen Schulen ist morgens um kurz vor acht Uhr viel los. Die Grundschule auf dem Betzenberg in Kaiserslautern setzt für ihre Verkehrssicherheit auf das Präventionsprojekt „Gelbe Füße“ der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Die Kinderunfallkommission Kaiserslautern (KuK) ist dabei ein starker Partner.
- Kinder in Projekte zum sicheren Schulweg einbinden
- Eltern durch Maßnahmenpaket überzeugen
- Regionale Vereine können bei Projektumsetzung helfen
Wenn man die Grundschule auf dem Betzenberg zum ersten Mal besucht, muss man die Augen offen halten – sonst ist es rasch passiert, dass man sich in einem der angrenzenden Kindergärten wiederfindet. Zwei liegen direkt in der Nähe der Grundschule. Ein Stück die Straße hinauf befinden sich zudem eine Integrierte Gesamtschule (IGS) und eine Handwerksschule. Das verspricht vor allem eins: ein hohes Verkehrsaufkommen zu den Stoßzeiten morgens und abends.
„Der Verkehr am Morgen ist bei uns eine besondere Herausforderung. Das Problem ist, dass viele Eltern bis in den Wendehammer vor dem Eingang vorfahren. Dadurch entstehen unübersichtliche Situationen“, sagt Julia Coressel, Schulleiterin und Verkehrsobfrau der Grundschule. „Wir möchten deshalb unsere Schulkinder dazu animieren, den Schulweg oder zumindest die letzten Meter zu Fuß zurückzulegen.“ Um das zu erreichen, wird seit 2017 das Präventionsprojekt „Gelbe Füße“ der Unfallkasse Rheinland-Pfalz umgesetzt. Gelbe Fußmarkierungen werden mithilfe von Schablonen und Farbe auf Gehwegen aufgetragen, um den Schülerinnen und Schülern beim sicheren Bewältigen des Schulwegs zu helfen. Stehende Füße – etwa an Zebrastreifen – zeigen an, wo die Kinder stehen bleiben sollen, gehende Fußabdrücke markieren die Route des sichersten Schulwegs – der dabei nicht der kürzeste sein muss.
KINDERUNFALLKOMMISSION KAISERSLAUTERN HILFT
Für die Stärkung ihrer Verkehrssicherheit hat die Grundschule einen starken regionalen Partner an ihrer Seite: die Kinderunfallkommission Kaiserslautern (KuK). Der gemeinnützige Verein fördert seit 20 Jahren die Verkehrssicherheit an Schulen im Stadtgebiet und unterstützt sie bei verschiedenen Maßnahmen. Carsten Becker und Erik Hippchen sind hauptamtlich Polizeibeamte und ehrenamtlich seit vielen Jahren in der KuK aktiv. Sie halfen der Betzenberg-Grundschule von Beginn an bei der Umsetzung der „Gelben Füße“ und sind auch heute mit dabei, wenn die Markierungen mit der Unterstützung einiger Kinder erneuert werden.
Im ersten Schritt des Projekts überprüfte eine Arbeitsgruppe der KuK die Verkehrslage rund um die Schule. Dafür wurden die Unfallstatistik sowie die Park- und Verkehrssituation zu den Stoßzeiten untersucht. Als Nächstes führte die Arbeitsgruppe mit der Schulleitung eine gemeinsame Schulwegbegehung durch, bei der herausfordernde Stellen und Gefahrenherde protokolliert wurden. In diesem Zuge konnte sogar eine bauliche Maßnahme angestoßen und umgesetzt werden: „Wir haben eine Stelle dokumentiert, an der gern mal schneller gefahren wird. Dort wurde dann eine Querungshilfe installiert“, erläutert Carsten Becker.
Solche Prozesse können durch das gute Netzwerk der KuK beschleunigt werden, denn im Verein sind unter anderem Personen vom TÜV Rheinland (Prüfstelle Kaiserslautern), von der Abteilung Tiefbau der Stadtverwaltung und des ADAC. „Außerdem hat die KuK mit der Stadt eine pauschale Genehmigung zum Auftragen der ‚Gelben Füße‘ vereinbart. So müssen Schulen in Kaiserslautern, die das Projekt mit uns umsetzen, keine extra Genehmigung einholen“, ergänzt Erik Hippchen. Weil regionale Partner wie die KuK starke Helfer sein können, lohnt es sich für Schulen, in ihrem Umfeld nach solchen zu recherchieren. In Kaiserslautern profitieren die Schulen von Kontakten und Fachwissen der KuK – denn welche Schritte überhaupt denkbar oder möglich sind, kann sie schnell klären.
ELTERNTAXIS AUF DEM PRÜFSTAND
Um eine Schule verkehrssicher zu machen, sollten natürlich auch die direkt Beteiligten involviert werden: die Schulkinder sowie deren Eltern. Um Letztere ins Boot zu holen, setzt die Grundschule auf mehrere Schritte: „Wir informieren die Eltern regelmäßig. Noch vor der Einschulung findet ein Elternabend statt, an dem wir den sicheren Schulweg thematisieren und aufklären, wieso es so wichtig ist, dass die Kinder zu Fuß zur Schule gehen – und wenn es nur ein Teilstück ist, indem sie in Schulnähe aus dem Auto gelassen werden“, erläutert Julia Coressel. „Das ist auch für ihre Kompetenzentwicklung wichtig: Sie lernen, ihre Umgebung bewusst wahrzunehmen und Gefahren besser einzuschätzen.“ Außerdem würden Schulwegpläne, die die Stadt zur Verfügung stellt, per Elternbrief verschickt. Direkt nach der Einschulung führen außerdem Polizeibeamte der Jugendverkehrsschule eine „Fußgängerausbildung“ in den ersten Klassen durch. Und auch im Sachunterricht steht die Verkehrssicherheitsarbeit auf dem Stundenplan. In Kombination mit den „Gelben Füßen“ entsteht so ein umfassendes Maßnahmenpaket, das die Eltern davon überzeugen soll, auf ihr „Elterntaxi“ zumindest bis direkt vors Schultor zu verzichten.
Auch die Kinder lernen die „Gelben Füße“ schon nach der Einschulung kennen und tragen ihren Teil dazu bei, diese zu erhalten. Regelmäßig laufen sie gruppenweise mit, wenn die Markierungen aufgefrischt werden, und dürfen mitmachen. Damit Kinder auch aus eigenem Antrieb zu Fuß gehen möchten, hat die Schule außerdem schon mit einem „Belohnungsmodell“ gearbeitet: Schülerinnen und Schüler konnten für ihre Klasse Stempel für jeden zu Fuß zurückgelegten Schulweg sammeln. So ist ein kleiner Klassenwettbewerb entstanden, der zum Mitmachen animierte. „Aber die Kinder muss man eigentlich gar nicht motivieren“, sagt Julia Coressel mit einem Augenzwinkern. „Sie finden die ‚Gelben Füße‘ super und sind auch gerne mit dabei, wenn wir sie ablaufen und erneuern.“
GUT SICHTBARE LOTSEN
Kurz darauf stehen wir vor der Schule, ausgestattet mit Schablonen und Farbe. Sechs Kinder sind heute mit von der Partie: Julia, Rosalie, Benjamin, Finn, Joschua und Tom. Man sieht deutlich, dass sie aufgeregt sind und sich freuen, an „ihrem“ sicheren Schulweg mitwirken zu dürfen. Sie halten abwechselnd die Schablonen fest. Nachdem die Sprühfarbe aufgetragen wurde, wird ein deGlasgranulat aufgestreut. „Das ist wichtig, damit die Fußabdrücke besser sichtbar sind und leicht reflektieren. Außerdem bietet die Oberfläche so mehr Grip und verhindert ein Ausrutschen“, erklärt Erik Hippchen. Die „Gelben Füße“ sind damit wie sichere, immer gut sichtbare „Lotsen“ für alle. „Ein Hauptproblem ist das Zeitmanagement der Eltern: Sie glauben, das Vorfahren bis zum Eingang sei die schnellste Lösung“, sagt Carsten Becker. Dabei würden sie aber nicht nur ihre eigenen, sondern auch andere Kinder gefährden, zudem steige die Gefahr von Autounfällen mit Blechschaden. „Am besten, man lässt das Kind an einer übersichtlichen Stelle in einiger Entfernung zur Schule raus, von wo es noch zwei Minuten läuft“, betont Erik Hippchen. „Das ist für das Kind und die anderen Kinder vor der Schule gut, kostet keine Zeit und kein Geld.“
Insgesamt sind die KuK und auch Julia Coressel zufrieden damit, wie die Betzenberg-Grundschule in puncto Verkehrssicherheit aufgestellt ist. „Seitdem ich hier bin, hatten wir keinen Verkehrsunfall an der Schule. Aber wir achten darauf, die Gesamtsituation im Blick zu behalten“, sagt die Schulleiterin. Dazu gehört auch, das Thema konstant zu verfolgen. Denn Verkehrssicherheitsarbeit ist ein kontinuierlicher Prozess, weil sich das Mobilitätsverhalten der Kinder weiterentwickelt. Spätestens in Klasse drei steht zum Beispiel der Fahrradführerschein im Fokus. Außerdem bald geplant: eine Teilnahme am Präventionsprojekt „Roller Fit“ der ADAC Stiftung. „Das ist nicht ganz leicht umzusetzen, aber auch hier konnte uns die KuK helfen und stellt die notwendigen Roller zur Verfügung“, sagt Julia Coressel erfreut. „Mit der KuK als Partner sind wir wirklich in einer sehr glücklichen Situation!“

WAS SIND DIE „GELBEN FÜSSE“?
Die „Gelben Füße“ sind ein kostenfreies Präventionsprojekt für rheinland-pfälzische Grundschulen von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz (UK RLP). Im Rahmen des Projekts werden Markierungen gelber Fußabdrücke auf Gehwegen und an Bürgersteigen aufgetragen. Sie kennzeichnen den sichersten Schulweg.
Ziele des Programms:
- Sicherheit erhöhen: Das Programm fördert die Verkehrssicherheit auf Schulwegen.
- Elterntaxis eindämmen: Indem der Fußweg zur Schule sicherer wird, kann auf Elterntaxis verstärkt verzichtet werden.
- Mobilität fördern: Kinder werden dazu ermutigt, selbstständig ihren Schulweg zu bewältigen und ihre Umgebung wahrzunehmen.
- Orientierung bieten: Schülerinnen und Schüler bekommen durch die Markierungen eine bessere Orientierung im Straßenverkehr.
- Kompetenzen stärken: Das Bewusstsein der Kinder für Verkehrsregeln und ein umsichtiges Verkehrsverhalten werden gefördert.

Julia Coressel ist Schulleiterin und Verkehrsobfrau an der Grundschule auf dem Betzenberg in Kaiserslautern. Außerdem ist sie Fachberaterin Verkehrserziehung der Stadt und trägt in dieser Funktion Neuerungen im Bereich Verkehrserziehung an mehrere Schulen. Sie ist bei der KuK aktiv und agiert dort als Bindeglied zwischen Schulen und dem Verein.
Carsten Becker und Erik Hippchen sind Polizeibeamte der Stadt Kaiserslautern und seit vielen Jahren Ehrenamtliche bei der Kinderunfallkommission Kaiserslautern (KuK). Sie unterstützen Schulen in dem Prozess, ihre Verkehrssicherheit zu verbessern. Die KuK begleitet seit 20 Jahren nicht nur Präventionsprojekte, sie setzt auch Veranstaltungen bei Stadtfesten oder Kindertheaterprojekte um.
MEHR ZUM THEMA:
Weitere Informationen zum Präventionsprojekt „Die Gelben Füße“ finden Sie auf der Website der Unfallkasse Rheinland-Pfalz.







