Bei einer Räumungsübung sollte man die Rettungskräfte mit einbeziehen.

Die Feuerprobe

Damit bei einem Brand alle wissen, wie sie sich verhalten sollten, proben Schulen den Ernstfall: Bei einer Räumungsübung wird der Feueralarm ausgelöst und alle versammeln sich am dafür vorgesehenen Sammelplatz – beim Besuch des Sickingen-Gymnasiums in Wallhalben klappt das reibungslos.

  • Mindestens einmal jährlich wird am Sickingen-Gymnasium in Wallhalben ein Probealarm durchgeführt
  • Der Alarmplan wird regelmäßig überprüft und optimiert
  • Es lohnt sich, die Feuerwehr einzubeziehen
AUTORIN Sabine Biskup, Redakteurin Universum Verlag | FOTOS Rolando de Sousa | DATUM 04.02.2025

Es ist 10:30 Uhr und die Schulgemeinschaft des Sickingen-Gymnasiums ahnt noch nicht, was sie gleich erwartet. Der stellvertretende Schulleiter Frank Dick telefoniert noch mit der Feuerwehr für letzte Absprachen: „Alles klar, dann drücken wir um 10:45 Uhr den Knopf“, bestätigt er den Zeitpunkt für das Auslösen des Feueralarms. Denn heute wird an der Schule eine Räumungsübung geprobt. „Das ist in Rheinland-Pfalz einmal pro Jahr vorgeschrieben“, erklärt Frank Dick. Er ist neben seinem Beruf seit rund 15 Jahren Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr und außerdem Fachbereichsleiter für Brandschutzerziehung im Landesfeuerwehrverband Rheinland Pfalz. Als solcher ist er gut mit der Verwaltungsvorschrift des Landes vertraut. Sie sieht das Unterweisen von Schulpersonal und Schülerschaft in den Alarmplan zum Schuljahresbeginn vor sowie einen jährlichen Probealarm binnen der ersten zwei Wochen nach den Sommerferien.

Eine Informationspflicht gegenüber Kollegium oder Eltern, wann genau der Alarm stattfindet, gibt es dagegen nicht. Schließlich soll die Räumung unangekündigt erfolgen, denn ein Feuer tritt auch unerwartet auf. „Ein paar Kollegen haben es aber schon aufgeschnappt“, sagt Frank Dick mit einem Augenzwinkern. Er erklärt, was die „Notfallbox“ enthält, die im Sekretariat steht und von der Person mitgenommen wird, die bei Feuerprobeeinem Alarm am nächsten steht. Darin sind für die Ansprechperson der Feuerwehr eine Rettungsweste und für den Schulsanitätsdienst Westen, eine Mappe mit den Standardstundenplänen, dem Flucht- und Rettungswegeplan sowie Klemmbretter, Bleistifte und Listen zum Überprüfen der Anwesenheiten. Außerdem enthält die Box die Notfallmedikamente einzelner Schülerinnen und Schüler in handlichen Sets, beschriftet mit Namen und Klasse. Kein Telefon? „Wir hatten früher auch ein Notfallhandy in der Box“, erklärt Frank Dick. „Aber unsere Proben haben gezeigt, dass wir es nicht brauchen – es hat so gut wie jeder ein Smartphone dabei.“

Die „Notfallbox“ der Schule enthält unter anderem Westen, aktuelle Stundenpläne und Klassenlisten, Medikamentensets einzelner Schülerinnen und Schüler sowie Klemmbretter und Stifte.

Verantwortlichkeiten und Ansprechpersonen

Dann ist der Moment gekommen: Wir stehen vor dem Brandmelder, Frank Dick entriegelt das kleine Schutzfenster, ein kurzer Knopfdruck – und schon hallt der Alarmton durch die Flure. Thomas Lieser, Mitglied der Schulleitung und Lehrkraft, tritt prompt mit der „Notfallbox“ aus dem Lehrerzimmer. Er trägt außerdem die Rettungsweste, die ihn als Ansprechperson für die Einsatzkräfte kennzeichnet. Zügig treffen auch die Schülerinnen und Schüler ein, die zum Schulsanitätsdienst gehören. Sie erhalten von Lieser ihre Westen, die Klemmbretter, Stifte und Klassenlisten, denn ihre Aufgabe wird es draußen sein, die Anwesenheiten abzufragen.

„Wir haben den Schulsanitätsdienst in die Abläufe eingebunden“, erklärt Frank Dick. „Und das machen sie auch sehr zuverlässig. Die Hauptaufgabe der Lehrkräfte ist es in dieser Situation, die Schülerinnen und Schüler ihrer Klasse sicher aus dem Gebäude zu bringen und draußen Aufsicht zu führen.“ Langsam füllen sich auch die Flure, Schülerschaft und Lehrkräfte bewegen sich in Richtung Sammelstelle, auf direktem Weg, ohne Eile. In Wallhalben ist diese Sammelstelle der Sportplatz vor dem Schulgebäude.

Draußen teilen sich die Mitglieder des Schulsanitätsdienstes umgehend auf und beginnen, auf dem Platz die Anwesenheiten abzufragen und auf den Listen abzuhaken. „Mit ihren Rückmeldungen kommen sie dann zu Thomas Lieser, der die Listen mit den aktuellen Stundenplänen abgleicht“, sagt Frank Dick. Alle diese Abläufe und Zuständigkeiten sind im Alarmplan festgehalten, in den Lehrkräfte und Schülerschaft zum Schuljahresbeginn unterwiesen wurden.

Dabei ist es besonders wichtig, den Alarmplan immer wieder zu betrachten und zu aktualisieren, auch mit Blick auf individuelle Umstände und Bedürfnisse der Schulgemeinschaft: Gibt es vielleicht Personen, die im Fall einer Räumung Hilfe brauchen? Etwa weil sie körperlich beeinträchtigt sind? Dann sollten mindestens drei bis vier Begleitpersonen pro Klasse bestimmt werden, die dieser Person im Notfall dabei helfen, das Gebäude zu verlassen. Oder liegen aufgrund persönlicher Erfahrungen, etwa bei Flüchtlingskindern, Traumatisierungen vor, die es zu berücksichtigen gilt? „Es ist wichtig, seine Schule gut zu kennen und dieses Wissen in die Erstellung und Überarbeitung des Alarmplans mit einfließen zu lassen“, betont Frank Dick.

Schüler Philipp Kahl ist Mitglied des Schulsanitätsdienstes. Im Fall eines Alarms hilft dieser nach der Räumung der Schule beim Überprüfen der Anwesenheiten.

Kooperation mit der Feuerwehr

Auch die Einsatzkräfte sind schon vor dem Schulgebäude eingetroffen. Der stellvertretende Wehrleiter Thomas Fuchs geht direkt auf Frank Dick und Thomas Lieser zu – im Ernstfall würde er nun über die Details des Alarms nach aktuellem Wissensstand informiert werden, um die weiteren Schritte einzuleiten. In welchem Gebäudeteil wurde der Alarm ausgelöst? Was wurde beobachtet? Wie ist der aktuelle Stand zu Personen im Gebäude? Frank Dick legt großen Wert darauf, die lokalen Einsatzkräfte in den Probealarm einzubeziehen. Nicht nur, um die Räumung situationsgetreu zu proben, sondern auch um sich kennenzulernen und damit die Einsatzkräfte ein Gespür dafür bekommen, wie die Schule aufgestellt und die Abläufe geregelt sind. „Für die Feuerwehr ist es am wichtigsten zu wissen, an wen sie sich wenden können und dann schnell zu erfahren, ob alle Personen das Gebäude verlassen haben. Denn wenn jemand fehlt, wird aus einer Brandbekämpfung eine Menschenrettung, dann muss der Einsatzleiter einen ganz anderen Einsatz abwickeln.“

Während sich die meisten schon auf dem Sportplatz versammelt haben, kommen einige Lehrkräfte etwas verspätet aus dem Schulgebäude. Anscheinend war der Alarm im Verwaltungstrakt – und damit auch im Lehrerzimmer – nicht zu hören gewesen. „Das notieren wir uns und stellen später Nachforschungen an, ob das vielleicht noch auf weitere Bereiche zutrifft“, sagt Frank Dick. „Diese Informationen geben wir an den Schul-träger weiter. Der hat das Gebäude gemietet und informiert den Vermieter – denn die Alarmanlage fällt unter den Gebäudebrandschutz, wir als Schulleitung sind nur für die Umsetzung des organisatorischen Brandschutzes zuständig.“ Nach einigen Minuten verkündet Thomas Lieser schließlich: „Die Überprüfung der Anwesenheiten ist abgeschlossen. Es sind alle Schülerinnen und Schüler da – und alle Lehrkräfte auch“, fügt er mit einem Lachen hinzu, „ist ja auch wichtig.“

Abschluss und Dokumentation

Frank Dick wirft einen Blick auf die Uhr: „Das hat 15 Minuten gedauert – vom Auslösen des Alarms bis zum Bericht an die Feuerwehr. Das können wir sicher noch etwas schneller.“ Trotzdem sind der stellvertretende Schulleiter und auch die Feuerwehr zufrieden. Alle haben sich an der definierten Sammelstelle eingefunden, die Ansprechpersonen waren eindeutig zuzuordnen und alle Rückmeldungen liefen an einer Stelle zusammen, sodass die Feuerwehr umfassend informiert werden konnte. Bei einem Blick auf Schülerschaft und Lehrkräfte fällt auch auf, dass niemand eine Tasche oder andere unnötige, schwere Dinge bei sich hat: Es haben alle auf schnellstem Weg und ohne Verzögerung die Schule verlassen.

Frank Dick (links) ist eine fundierte Vermittlung von Brandschutzwissen wichtig, ebenso wie ein guter Austausch mit der Feuerwehr, hier mit Thomas Fuchs, dem stellvertretenden Wehrleiter.

Netzwerk und Austausch

Damit ein Alarmplan auf dem neuesten Stand bleibt, lohnt es sich, bei seiner Überprüfung mehrere Menschen ins Boot zu holen. So könne die Schulleitung zum Beispiel eine kleine Arbeitsgruppe aus vier bis fünf Personen aus dem Kollegium zusammenrufen, die sich regelmäßig den Plan anschaut und prüft, was noch verbessert werden kann oder wo neue Maßnahmen nötig sind, erläutert Frank Dick. Auch die Brandschutzhelfenden der Schule könnten hier hinzugezogen werden, da sie bereits über Wissen zum Brandschutz verfügen. Empfehlenswert ist außerdem, bei der lokalen Feuerwehr anzufragen, ob sie mit auf den Plan schauen kann und vielleicht noch Verbesserungsvorschläge hat. Schließlich seien die Einsatzkräfte diejenigen, die mit dem Ernstfall am meisten Erfahrung haben.

Auch das Netzwerken mit anderen Schulen lohnt sich, etwa bei regionalen Schulleiterdienstbesprechungen: „Da kann man ruhig die Schulleitung der Nachbarschule fragen, wie die Probealarme bei ihnen so laufen. Es ist wichtig, sich bei diesem Thema auszutauschen und alle Kanäle zu nutzen. Informationsmaterialien und Fachempfehlungen stellen auch der Deutsche Feuerwehrverband und die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes zur Verfügung“, resümiert der Schulleiter. Und was sind nun für ihn die nächsten Schritte? „Ich werde alle Erkenntnisse aus der Übung schriftlich dokumentieren und die Rückmeldungen der Lehrkräfte sammeln“, sagt Frank Dick. „Das ist wichtig, denn vielleicht können wir ja noch etwas besser werden.“

Frank Dick ist stellvertretender Schulleiter des Sickingen-Gymnasiums in Wallhalben, aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und Fachbereichsleiter für Brandschutzerziehung im Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz. Er bildet seit über 20 Jahren ehrenamtlich Brandschutzerzieherinnen und -erzieher aus.

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Mehr Informationen über das Sickingen Gymnasium an den Standorten Landstuhl und Wallhalben finden Sie auf der Website der Schule.