Unfälle beim Ballsport
Beim Hand-, Basket- und Volleyball ist häufig die Ballannahme der Unfallauslöser

Fokus Ballsport

Sport- und Bewegungsangebote in der Schule sind vielfältig und ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsförderung. Gleichzeitig steht Schulsport – und hier vor allem der Ballsport – nicht nur für Spiel und Spaß, sondern auch für besonders viele Unfälle und Verletzungen.

  • Die großen Sportspiele haben ein erhöhtes Unfallrisiko
  • Auch sportliche Schülerinnen und Schüler sind gefährdet
  • Die Initiative „Sicherheit und Gesundheit im und durch Schulsport“ soll die Qualität im Sportunterricht verbessern
AUTORIN Gabriele Albert, Redakteurin Universum Verlag | DATUM: 10.11.22

Unfälle im Schulsport belegen seit Jahren deutschlandweit einen Spitzenplatz in der Statistik zum Schülerunfallgeschehen. Im Jahr 2019 – also vor Corona – ereignete sich jeder zweite meldepflichtige Unfall in den Ballsportarten Fußball, Basketball, Volleyball und Handball. Beim Spitzenreiter Fußball stürzen die Schülerinnen und Schüler, werden von Bällen getroffen oder kollidieren mit anderen. Die Folgen? Prellungen, Verstauchungen und Frakturen des Fußes oder des Knie- und Handgelenks. Beim Hand-, Basket- und Volleyball ist häufig die Ballannahme der Unfallauslöser, folgerichtig kommt es meistens zu Verletzungen der Finger und der Hand. „Die oft verbreitete Annahme, dass vorwiegend die weniger sportlichen Schülerinnen und Schüler einen Unfall erleiden, ist falsch und lässt sich durch keine Studie oder Statistik bestätigen. Auch die sportlichen, leistungsstarken Schülerinnen und Schüler, die im Verein Sport treiben, sind betroffen. Sie sind bereit, Risiken einzugehen und verletzen sich dann“, erklärt Annette Michler-Hanneken, Leiterin des Fachbereichs Bildungseinrichtungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

WAS KANN DIE SCHULE TUN?

Jeder Unfall ist einer zu viel und sowohl für die Schülerin oder den Schüler als auch für die Lehrkraft ein negatives Erlebnis. „Deshalb sollte ein fester Bestandteil der Unterrichtsvorbereitung darin liegen, neben den Inhalten auch potenzielle Gefährdungen und wirksame Maßnahmen zur Unfallvermeidung in die Überlegungen einzubeziehen“, empfiehlt Annette Michler-Hanneken. „Mithilfe einer pädagogischen Gefährdungsbeurteilung werden die Risiken der Übungen oder der Sportarten eingeschätzt und bewertet.“ Dabei müssen die Sportstätte, zur Verfügung stehende Geräte, Unterrichtszeit und die Fähigkeiten und körperlichen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler ebenso berücksichtigt werden wie deren psychische Gesundheit. Die Studie der Universität Frankfurt „Gesundheitsverhalten und Unfallgeschehen im Schulalter“ zeigt eindrücklich, dass Schülerinnen und Schüler, die häufiger gereizt, traurig unglücklich, einsam und deprimiert sind oder Konzentrationsprobleme aufweisen, häufiger Unfälle und Verletzungen erleiden als andere. „Ein gutes Sozialklima kann demnach ein wirksamer Beitrag für eine nachhaltige Unfallprävention sein. Außerdem sollte das Unfallgeschehen an der Schule regelmäßig im Kollegium analysiert werden“, rät Michler-Hanneken. Hierbei solle es keinesfalls um Schuldzuweisungen gehen, sondern darum, Unfallschwerpunkte zu identifizieren und auf dieser Grundlage zielgerichtete Maßnahmen für den Unterricht abzuleiten. Nicht zuletzt kann die Implementierung der „Bewegten Schule“ als Teil der Schulentwicklung nicht nur die Gesundheit und Sicherheit der schulischen Akteure fördern, sondern auch die Qualitätsentwicklung der Schule voranbringen.

HILFEN DER GESETZLICHEN UNFALLVERSICHERUNG

Mit dem Ziel, Sicherheit und Gesundheit im Sportunterricht zu verbessern, haben die Kommission Sport der Kultusministerkonferenz (KMK) und die DGUV 2019 die gemeinsame Initiative „Sicherheit und Gesundheit im und durch Schulsport“ (SuGiS) auf den Weg gebracht. Sie ist für eine Laufzeit von zehn Jahren geplant, wird in einzelnen Phasen auf Bundes- und Landesebene umgesetzt und beinhaltet die Arbeitspakete Programmatik und Rahmenbedingungen, Schulmanagement und Schulentwicklung, Qualifikation und Personalentwicklung, Selbstevaluation und Unterrichtsentwicklung sowie Arbeitsmaterialien und Wissenstransfer. Diesen Arbeitspaketen sind unterschiedliche Maßnahmen wie die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien, die Durchführung von Fachveranstaltungen oder auch die Initiierung und Begleitung von Forschungsprojekten zugeordnet.

Annette Michler-Hanneken ist Leiterin des Fachbereichs Bildungseinrichtungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung